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Joggen mit Lipödemen

Im Alter von 12 Jahren stellte man bei mir Krampfadern fest und sagte mir: Bitte niemals im Leben Joggen, das ist sehr schlecht für die Krampfadern und macht es nur noch schlimmer!

Leider habe ich darauf gehört und habe nicht sehr viel Sport getrieben. War es mit 6 Jahren noch Leistungsschwimmen, ging es über auf Akrobatik und später Handball. Auch Karate habe ich mal trainiert. Es wurde im Laufe der Zeit aber immer weniger, und spätestens seit dem Ende der Schulzeit war es das bei mir mit Sport. 

Wie komme ich ausgerechnet jetzt und noch dazu mit Lipödemen auf die Idee zu joggen?

Ich habe mich sehr intensiv mit dem Thema Lipödem beschäftigt und während meiner Suche auch einige Gleichgesinnte kennengelernt, die eben auch mit Lipödem laufen gehen und damit gute Erfolge haben. Da ich mit der ketogenen Ernährung so gut voran gekommen bin, macht es Sinn, dem Körper noch etwas Kondition zu verschaffen und eventuell einen neuen Reiz zum Abnehmen zu schaffen 🙂

Warum solltest Du trotz Lipödemen Joggen gehen?

Leichtes Laufen fördert die Durchblutung und regt den Lymphfluss an – das ist es ja, was wir wollen. Das einfache Tragen der Kompressionsstrümpfe oder der regelmäßige Besuch bei der manuellen Lymphdrainage ist da nicht ausreichend, es muss auch Bewegung her. Täglich. Zusätzlich wird der Herzkreislauf trainiert, was auch positive Auswirkungen auf eventuelle Abnehmversuche hat.

Leichtes Joggen ist hierfür neben dem Schwimmen für Lipödem-Patientinnen sehr geeignet. 

Wie fühlt sich Joggen mit Lipödemen an?

Wenn man keine Kompressionsstrümpfe trägt, fühlt sich das Joggen mit Lipödemen an, als hätte Dir jemand mit Wasser gefüllte Plastetüten ans Bein gebunden, und bei jedem Schritt wabbelt das Wasser schwer und schmerzhaft hin und her. Ähnlich ist das auch beim Radfahren bei einer etwas höheren Trittgeschwindigkeit.

Joggt man auf den Fersen, wird der Aufprall vom Lipödem noch einmal verstärkt, und die Fettwülste über dem Knie werden von der gesamten Masse nach unten gedrückt. Das tut extra weh und brennt im Gewebe. 

Daher sollte man immer mit Kompressionsstrümpfen laufen, auch wenn man die vielleicht nicht mag. (Für mich sind sie inzwischen wie eine zweite Haut!)

Laufen mit Kompressionsstrümpfen

Als Lipödem-Patientin sollte man auf jeden Fall mit Kompressionsstrümpfen laufen gehen. Warum? Weil der ganze Sinn des Laufens sonst ja gar nicht zum Tragen kommt und es außerdem weh tut.

Die flachgestrickte Kompressionsstrumpfhose sorgt dafür, dass die Durchblutung bis in die tiefen Beinvenen gewährleistet ist und der Lymphfluss optimal unterstützt wird. Und genau das ist notwendig, um die Durchblutung, die wir durch das Laufen ermöglichen, optimal zu nutzen. Ohne Kompression würde der Umfang der Beine durch Bewegung sonst noch weiter zunehmen. Durch die dicke Fettschicht wird der Blutfluss behindert, dadurch treten wieder Wasser und Eiweiß ins Gewebe und man macht alles nur noch schlimmer.

Außerdem ist es natürlich auch so, dass die Kompri die Beine gut „zusammen hält“ und die Fettmassen beim Laufen nicht so am Bein hin- und herwabbeln. Das tut ja sonst auch weh. Hier kommt auch des „Massageeffekt“ der Kompri zum Tragen.

Am Anfang war das Laufen mit Kompressionsstrümpfen etwas gewöhnungsbedürftig. Ich hatte das Gefühl, die Beine waren noch schwerer als sonst, auch bekam ich ziemliches Herzrasen. Nach drei, vier Läufen ging es dann sehr schnell besser. Ich habe nach dem Laufen keine schweren Beine mehr und während des Laufens ermüden sie auch nicht mehr so schnell. 

Also: Kompri an beim Sport!

Lauftraining für Anfänger

Wie man ein Sportprogramm gestalten kann, habe ich in meinem Artikel Sport mit Lipödemen schon einmal beschrieben.

Ziel muss es sein, eine regelmäßige Bewegung in Deinem Alltag zu etablieren. Couchtage darf es geben, die sollten aber eher die Ausnahme sein. Irgendwas an Bewegung geht immer! (Das sag ich jetzt auch mal zu mir selbst 😉 )

Dann geht es darum, das vorhandene Bewegungspensum immer weiter zu erhöhen, um den Körper zu animieren, noch mehr Kraft und Muskeln bereitzustellen. Auch mit Lipödemen geht das 🙂 

Ich habe mein Lauftraining begonnen, als ich noch 127,5kg wog und von Lipödemen nichts wusste. Die ersten drei Wochen sahen dabei so aus:

Woche 1

Mo1min Laufen, 2min Gehen, 5 Wdh.
DiRuhetag
Mi1min Laufen, 2min Gehen, 6 Wdh.
DoRuhetag
Fr1min Laufen, 2min Gehen, 7 Wdh.
SaRuhetag
So1min Laufen, 2min Gehen, 8 Wdh.

Woche 2

MoRuhetag
Di2min Laufen, 2min Gehen, 4 Wdh.
Mi2min Laufen, 2min Gehen, 5 Wdh.
DoRuhetag
Fr2min Laufen, 2min Gehen, 6 Wdh.
SaRuhetag
So10min Gehen, 10min Laufen, 10min Gehen

Woche 3

MoRuhetag
DiRuhetag
Mi4min Laufen, 2min Gehen, 4 Wdh.
DoRuhetag
FrRuhetag
SaRuhetag
So10min Gehen, 5min Laufen, 10min Gehen

Und so steigerte sich das dann von Woche zu Woche in den Intervallen bis auf 10min-Laufintervalle. Auch der längere Lauf am Wochenende ergab dann nach etwa 10 Wochen eine komplette Laufeinheit von 30 Minuten – am Stück. Ich bin dabei vielleicht 2km oder 2,5km gelaufen, also schon eher wie eine Schnecke. Aber das macht nichts, ich bin sie gelaufen und nicht gegangen, und von Woche zu Woche wurde das ein wenig besser und leichter.

Und ja, das ist wirklich machbar. Es geht nicht um Geschwindigkeit, sondern nur im die Fitness. Und wenn ich das geschafft habe, dann schafft das jeder. Ehrlich 🙂 

Lauftechnik

Insbesondere, wenn man noch einiges an Übergewicht mit sich herumschleppt, sollte man auf seine Knie achten beim Joggen. 

Das heißt: Als Untrainierter nicht gleich schnell anfangen, sondern lieber langsam und Fuß- und Wadenmuskeln trainieren. Außerdem darauf achten, dass nicht zu sehr auf der Ferse gelaufen wird, sondern eher auf dem Mittelfuß. Dadurch wird der gesamte Körper zum Abfedern genutzt und das Körpergewicht „knallt“ nicht so auf das Knie. (Das habe ich selbst gerade erst gelernt, seitdem sind Knie- und Hüftprobleme nach dem Laufen verschwunden!)

Aquajogging

Wenn Dir das Joggen an Land so absolut nicht gelingen will, zum Beispiel aufgrund eines hohen Übergewichtes, dann schau doch mal, ob es in Deiner Umgebung Angebote für Aquajogging gibt. 

Laura vom Blog lipoedemmode.de hat darüber auch einen Artikel geschrieben, den ich Dir sehr ans Herz legen kann: Aquajogging bei Lipödem.

Und wann fängst Du an mit dem Laufen?

Oder bist Du bereits passionierter Läufer? Dann berichte gerne von Deinen Erfahrungen, vielleicht hast Du ja noch ein paar Tipps, die Du gerne weitergeben möchtest?

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Karen Wiltner
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Dieser Beitrag hat 10 Kommentare

  1. Eva

    Liebe Karen,
    ich finde es toll, dass du deine Erfahrungen hier teilst, danke! Ich will langsam mit dem Laufen anfangen. Habe ein Lip-/Lymphödem und auch flachgestrickte Versorgung. Meine Versorgung besteht im Moment aus Hosenteil und Strümpfen – mit Fußteil. Ich stelle mir das Joggen mit dem Fußteil auf Dauer unangenehm vor und überlege, mir die nächste ohne Fußteil verschreiben zu lassen. Vielleicht auch in einem „ein Stück“, also nicht mit Strümpfen und Hosenteil. Magst du sagen, mit welcher Art Versorgung du gute Erfahrungen gemacht hast? Liebe Grüße von einem anderen Elbeabschnitt (Hamburg), Eva

    1. Karen Wiltner

      Liebe Eva,
      Ich hatte mal Strümpfe ohne Zehen, mit denen bin ich nicht zurecht gekommen. Auch hatte ich mal eine Bermuda und Kniestrümpfe, auch das war nichts für mich.
      Ich bin jetzt ganz klassisch bei einer Strumpfhose, mit Fußteilen und extra Kniezone. Damit kann ich auch am besten Sport machen.
      Liebe Grüße, Karen

  2. Inka Reiter

    Liebe Karen,
    ich habe nicht mehr so starke Probleme mit dem Gewicht und habe auch schon 20 kg abgenommen. zu der Kompression habe ich nochmal eine Frage. Müssen es die Strümpfe sein oder hast Du auch Erfahrung mit Kompressionssportkleidung?

    Viele Grüße

    Inka

    1. Karen W.

      Hallo Inka,
      mit Kompressionssportbekleidung hab ich bisher selbst noch keine Erfahrung, wenn es eine gute ist, wird die aber bestimmt auch ihren Dienst tun.
      Viele Grüße, Karen

  3. Claudia

    Der große Garten ist auch wunderbar zum Laufen und zum Sein ?
    Liebe Grüße

  4. Claudia

    Liebe Karen,

    bei mir ist es so, dass ich tatsächlich seit meiner Diagnose Lipödem nicht mehr joggen gehe. Bin sonst öfter mal gerannt (hier immer zum See und zurück /7 km) und hab mich stets gewundert, warum meine Beine sich so schwer und mies anfühlen, wo ich mich doch gerade so viel bewegt hatte.
    Ich habe seither das Gehen, nicht die Sportart, sondern das ganz normale zügige Laufen, für mich entdeckt und schwinge übrigens auch gern auf dem Minitrampolin- eine super Sache für die Beine!
    Über das Bouncing-Laufen habe ich bei Dir gelesen, das klingt wie eine sehr gute Alternative, vielleicht probiere ich das mal.
    Und mit Kompression laufen funktioniert bestimmt gut.
    Nur ich stehe (leider) mit den Strümpfen auf absolutem Kriegsfuß, ich ertrage sie nicht am Bein, ich schwitze und mir ist kalt zu gleich und ich kann mich nicht daran gewöhnen. Entweder ich bin zu empfindlich oder mein Leidensdruck ist noch zu klein.
    Jedenfalls wünsche ich Dir einen schönen Frühling mit schönen Läufen.
    Damals in Dresden bin ich immer vom Rosengarten zum blauen Wunder gelaufen. Jetzt würde ich wahrscheinlich die Dresdner Heide vorziehen, wo es schön schattig ist, an der Priegnitz..

    Liebe Grüße aus Leipzig
    Claudia

    1. Karen W.

      Liebe Claudia,
      lieben Dank für Deine Zeilen!
      Ich habe am Anfang eine ganze Weile gebraucht, bis ich mich mit der Kompri während des Sports angefreundet habe. Mein Leidensdruck ist ja inzwischen sehr niedrig – im normalen Leben. Ich hab inzwischen weder Schmerzen noch irgendwas anderes, so sehr viel besser ist das Lipödem inzwischen geworden. Doch Laufen ging dennoch nur beschwerlich. Anfangs hatte ich sehr mit dem Blutdruck zu kämpfen, man merkt es schon sehr, dass der Körper mit Kompri mehr arbeiten muss. Doch ich denke, es lohnt sich. Jetzt möchte ich inzwischen nicht mehr ohne, nachdem sich mein Kreislauf daran gewöhnt hat. Vielleicht probierst Du es einfach noch mal? Vielleicht muss die Kompri auch einfach noch mal angepasst werden, kann ja auch sein.
      An der Elbe entlang zum Rosengarten bin ich früher immer mit dem Fahrrad zur Schule gefahren – eine traumhafte Strecke! Jetzt wohne ich auf der anderen Elbseite und laufe gerne im Großen Garten, dort findet man auch schön viel Schatten. 🙂
      Liebe Grüße aus Dresden, Karen

  5. annesch

    Die Kompression macht wirklich enorm viel aus. Ich staune tagtäglich, wie leicht sich die Beine anfühlen, wenn ich wegen einer blöden Ampelschaltung, für die man sonst minutenlang wieder warten müsste, ein kurzes Stück renne.
    Vor zwei Jahren hatte ich mir ein Mini-Trampolin gekauft, was ich leider dann weniger nutzte, als ich vorhatte, weil es sich, auch wenn das Hüpfen irgendwie Spaß machte, irgendwie doch nicht „gut“ anfühlte. Dann kam die Diagnose Lipödem, die Kompression – und mit Kompression ist das Hüpfgefühl ein ganz anderes. Trampolin soll übrigens sehr sehr gut für den Lymphfluss sein.
    Im Sportstudio nutze ich sehr gern die Crosstrainer, weil man bei denen Arme und Beine bewegt, aber kein Aufprallmoment beim Laufen hat – natürlich immer mit Kompression. Und Fahrradfahren nutze ich für alle Alltagswege (diesen Winter, weil es wenig Schnee hier hatte, ununterbrochen) und ich kenne nichts angenehmeres, als mir nach einem Bürotag den Schreibtisch aus den Beinen zu strampeln…

    1. Karen W.

      Vielen Dank, Anne!
      So erlebe ich das auch mit der Kompression, meistens merke ich sie gar nicht mehr und freue mich, dass sich alles so leicht anfühlt. Das war ich ja schon gar nicht mehr gewöhnt 🙂
      Liebe Grüße, Karen

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