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Iran – Wenn ein Land Dein Herz berührt (Teil 4)

Im vorhergehenden Artikel über unsere kurze einwöchige Reise in den Iran ging es um meine Gedanken zum Islam und einige kleine Einblicke in das Leben mit unserer lieben Gastfamilie.

In diesem Artikel wird es um unserer kleines Mini-Keto-Treffen in Teheran gehen, welches wir am letzten Tag sehr kurzfristig gemacht haben. Außerdem gibt es noch die Bilder des letzten Abends. Viel Spaß beim Lesen!

Letzter Tag in Teheran

Immer, wenn ich irgendwo anders bin, versuche ich, ein kleines Keto-Community-Treffen zu veranstalten. So habe ich das dann auch diesmal gemacht. Es war sehr, sehr kurzfristig geplant, über meinen persischen Instagram-Account.

Die Terminplanung war gar nicht so einfach, da wir ja nur eine Woche im Iran waren und dabei so viel wie möglich sehen und erleben wollten. Also haben wir uns dafür entschieden, das Treffen an unserem letzten Tag im Iran in einem kleinen Café in Teheran stattfinden zu lassen.

So trafen wir uns dann in dem beschaulichen Rouhi Café in Teheran, an den ein wunderschöner Park angeschlossen war. Das war eine sehr gute Wahl. Das Essen war lecker, dort gab es auch das Bastani-Eis, welches ich schon angesprochen hatte (ketogene Variante des Bastani Sonati hier im Blog).

Nun, wir hatten also über Instagram geschrieben, wann und wo wir uns treffen, und es meinten sogar einige Iraner, sie würden mit dabei sein wollen. Nun wusste ich ja schon vorher, dass Iraner das nicht immer so meinen – ist in Deutschland bei solchen Events auch nicht anders. Wir freuten uns dann umso mehr, dass wir drei iranische Ketarier an unserem Tisch begrüßen konnten. Es hat sehr viel Spaß gemacht, sich einfach so über Gott und die Welt zu unterhalten. Als ob es das normalste der Welt wäre. Und das ist es ja vielleicht auch. 🙂

Am Abend waren wir dann noch bei einem Onkel und seiner Familie zum Essen eingeladen. Wie auf den Bildern zu sehen: Den ganzen Abend lief der Fernseher. Das ist im Iran durchaus üblich. Der Fernseher läuft, manchmal ohne Ton, und niemand schaut hin. Und auch die Shisha durfte nicht fehlen. Interessant war: In diesem Haushalt rauchen fast nur die Frauen die Shisha.

Wie eigentlich immer im Iran war das Essen super lecker. Es gab viel Gemüse und Fleisch für uns, dazu jede Menge Butter. Den Safranreis und alles andere haben wir natürlich auch probiert. Kheyli lecker!

Abschied nehmen

An dieser Stelle kommt mir ein interessanter Brauch wieder in den Sinn, der mir bei unserem Abschied in Kalateh-Khij aufgefallen war. Wir waren alle ins Auto eingestiegen und langsam losgefahren, als der im Haus zurückbleibende Bruder plötzlich anfing, Wasser auf das losfahrende Auto zu schütten. Wir waren darüber sehr erstaunt!

Wasser symbolisiert das Fortbestehen des Lebens und soll den Menschen auf ewig schützen. Mit diesem Brauch zum Abschied wünscht man also, dass der Weg des Reisenden wie Wasser sein möge, nämlich leicht und ohne Hindernisse. Der Reisende soll sein Ziel gesund erreichen und ganz bald heil wieder zurückkommen.

Ja, bei sowas bekomme ich dann schon mal Gänsehaut … Das sind alles so kleine Gesten und Verhaltensweisen, die wir aus Deutschland nicht kennen, und die doch so schön sind.

Der Abschied am Flughafen mitten in der Nacht fiel uns sehr schwer. Wir hatten uns auf ein Abenteuer eingelassen und haben eine neue große Familie und neue Freunde fürs Leben geschenkt bekommen. Im Flug nach Istanbul und später nach Berlin waren wir dann auch sehr still, und das nicht nur, weil uns die Müdigkeit eingeholt hat. Schlafen konnten wir nämlich nicht so wirklich.

Beim Anblick eines wunderschönen Sonnenaufgangs hoch oben über der Erde wurden wir dann doch leicht sentimental.

In Berlin angekommen, wurden wir am Flughafen von Daniela und ihrer Tochter Laura empfangen, das war eine ganz liebe Überraschung! Vielen Dank dafür! Wir hatten noch ein wenig Zeit, bis unser Bus nach Dresden kam, und so konnten wir gemütlich noch einen Kaffee trinken und die ersten Urlaubserlebnisse aus dem Iran erzählen.

Nichts ist vergleichbar mit dem guten Gefühl, an einen vertrauten Ort zurückzukehren und zu merken, wie sehr man sich verändert hat.

Nelson Mandela

Später in Dresden hat uns Susann vom Busbahnhof abgeholt, damit wir unsere vielen Taschen und Koffer nicht mit der Straßenbahn nach Hause schleppen mussten. Vielen lieben Dank, Susann! <3 Außerdem war ja Feiertag, und wir hatten nichts zu essen im Kühlschrank. Also gingen wir zusammen noch schnell im Bahnhof einkaufen.

Hier gab es dann für uns gleich den ersten Kulturschock: Wir waren es jetzt seit einer Woche gewöhnt, überall in fröhlich lächelnde Gesichter zu schauen. Kaum sind wir in Deutschland, ist das alles wieder anders. Die Menschen sind gestresst, gehetzt, notorisch unzufrieden und schlecht gelaunt. Selbst an einem Feiertag. Unsere Aufgabe wird es jetzt sein, uns möglichst nicht davon anstecken zu lassen, sondern uns die Fröhlichkeit, Leichtigkeit und Freundlichkeit aus dem Iran so lange wie möglich zu bewahren.

Erkenne, was dir wichtig ist, denn dann wirst du sehen, wie viele Dinge in deinem Leben keine Bedeutung haben.

Mit vielen Dingen habe ich nicht gerechnet. Ich hatte nicht gedacht, dass man ein Land in so kurzer Zeit so sehr ins Herz schließen kann. Wir haben ja noch nicht einmal viel gesehen! Darauf war ich nicht vorbereitet. Wenn ich jetzt in Dresden durch die Straßen gehe, oder auch einfach nur in meiner Wohnung bin, sehe ich so viele Dinge, die wir besitzen, und die doch so unwichtig sind. Es braucht nicht viel zum Leben, um dennoch glücklich zu sein.

Und auch wenn ich bei den Iranern wegen diesem Taarof-Ding nie so richtig wusste, ob sie nun jetzt ernsthaft freundlich sind oder nicht … ich vermisse es.

Wir kommen wieder

Wir sind sehr dankbar dafür, dass wir diese Woche zusammen mit wunderbaren Menschen im Iran verbringen durften. All diese neuen Erinnerungen und Erfahrungen schätzen wir sehr, wir werden sie für immer in unserem Herzen behalten. Sie haben uns tief im Inneren verändert. Sie haben unser Blick auf alles, was wir hier in Deutschland haben, sehr verändert. Das wird für immer bleiben.

Unsere Familie ist ein ganzes Stück größer geworden, auch dafür sind wir zutiefst dankbar. Wir fühlten uns nie fremd, sondern immer als Teil dieser wundervollen und lieben Familie. Für meine Tochter und mich ist das etwas ganz Besonderes und Berührendes, auch jetzt noch.

Es war nur eine Woche, die wir im Iran verbracht haben. Für ein Land dieser Größe, dieser Vielfalt an verschiedenen Landschaften und dieser enormen Geschichte ist das viel zu wenig. Wir haben in dieser Woche dennoch so viel erlebt, es fühlte sich an wie mehrere Wochen. Es fühlt sich an wie ein neues zu Hause.

Alles ist unbekannt, und doch irgendwie nicht neu oder fremd.

Wir sind dankbar für jede einzelne Minute und freuen uns auf ein Wiedersehen, wenn wir den Iran schon bald wieder besuchen. Es ist nur eine Frage der Zeit.

Im ersten Teil dieser kleinen Artikelserie schrieb ich: „Du musst es selbst sehen. Erst dann weißt Du, was von all den Vorurteilen, Geschichten und geschürten Ängsten tatsächlich wahr ist.“ … und das Ergebnis ist: Nichts von alledem ist wahr.

Reisen bedeutet herauszufinden, dass alle Unrecht haben mit dem, was sie über andere Länder denken.

Aldous Huxley

Was sich bestätigt hat, ist alles, was mir über die Herzlichkeit und die Gastfreundschaft der Iraner berichtet wurde. „Jeder Gast ist ein Geschenk Gottes“, so sagt es Dir jeder Iraner.

Wir vermissen das alles sehr.

Zum Schluss …

Jetzt ist dieser Artikel doch länger geworden, als ich das eigentlich wollte. Es gibt noch so vieles, was ich sagen oder erzählen könnte. Dazu kann ich nur empfehlen: entweder ihr trefft mich auf einem der nächsten Community-Treffen und fragt mich (bzw. uns) persönlich aus, oder ihr fahrt einfach mal selbst in den Iran und macht Eure eigenen Erfahrungen.

Hast Du Fragen, blieb bisher etwas unbeantwortet? Ich freue mich sehr, wenn ich all Deine Fragen hier beantworten kann! Schreib mir dafür einfach einen Kommentar.

Ich hoffe, mein „kleiner“ Reisebericht aus dem Iran hat Dir gefallen, und vielleicht hast Du ja Lust bekommen, dieses wunderschöne Land selbst zu erkunden. Ich kann es Dir nur empfehlen und bin mir sicher, Du wirst es nicht bereuen.

Die berühmte und viel zitierte persische Freundlichkeit wird ganz bestimmt auch Dich berühren. Statt „Schurken“ erwarten Dich höfliche und fürsorgliche Menschen, die ihre Herzen bedingungslos verschenken.

Man muss nicht viel besitzen, um viel geben zu können. Die Geste, die von Herzen kommt – die macht’s aus.

Tina Wolf

Wenn Du Dich auf das Land und die Menschen einlassen kannst und die gängigen Klischees über Bord wirfst, wirst Du mit eindrucksvollen und für immer bleibenden Erfahrungen belohnt werden. Und dabei geht es nicht nur um faszinierende Sehenswürdigkeiten. Die Realität sieht anders aus als das, was man Dir überall erzählen will. Höre nicht auf Menschen, die noch nie im Iran waren. Trau Dich und entdecke dieses wunderbare Land selbst.

خدانگهدار – Khoda negaghdar – Goodbye
به زودی میبینمت – Be zudi mibinamet – See you soon!

Antworten auf einige gestellte Fragen

Ist eine Reise in den Iran sicher?

Fragt man einen Iraner, so ist es eins der sichersten Länder der Welt. Und ich kann das auch bestätigen. Natürlich gibt es aktuell durch die Regierung der USA mal wieder etwas Stress, doch Iraner sagen, das geht schon seit 40 Jahren so und ist nichts Neues.
Natürlich kann auch im Iran immer mal was passieren. Böse Menschen gibt es überall. Doch auch in Berlin, Amsterdam, Barcelona oder London ist man nicht vor Kriminalität geschützt.
Ich habe jedenfalls keinerlei schlechte Erfahrungen gemacht im Iran. Die Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amtes sollte man natürlich trotzdem mal checken.

Würdest Du wieder in den Iran reisen?

Ja, jederzeit. Und ich kann das auch nur jedem empfehlen. Man muss damit rechnen, dass man sich in dieses Land und die Menschen verliebt – wenn man denn mit offenem Herzen reist. Die Iraner empfangen jeden mit offenen Armen und freuen sich über jeden, dem sie ihr wunderschönes Land zeigen können.

Ihr seid als zwei Frauen alleine gereist. Hattest Du keine Angst?

Nein, zu keinem Zeitpunkt. Wir wurden immer und überall höflich, respektvoll und zuvorkommend behandelt. Und ich hatte auch keine Angst, dass meiner Tochter irgendetwas passieren würde – außer, dass sie aufgrund ihrer blonden Haare überall angesprochen wurde. Aber das war uns schon vorher klar.
Wie gesagt, es kann überall auf der Welt etwas passieren, gerade wenn man als Frau alleine unterwegs ist. Wir haben im Iran jedenfalls keine einzige Situation erlebt, bei der wir auch nur die kleinste Angst haben mussten. Außer im Straßenverkehr vielleicht 🙂

Wie stehen die Iraner zur aktuellen Situation im Iran?

Ich denke, der Großteil der Iraner ist nicht zufrieden mit dem Leben, das sie jetzt haben. Lebensmittel werden immer teurer, selbst Fleisch kann man sich kaum noch leisten. Alle wissen: Es muss sich an der wirtschaftlichen Situation etwas ändern. Doch den Weg dahin müssen die Iraner selbst finden.
Iraner sind ein sehr stolzes Volk. Sie kennen ihre Geschichte und schämen sich nicht dafür, so wie wir Deutsche das oft tun. Sobald man versucht, ihnen etwas von außen (und noch schlimmer: aus dem Westen) aufzuzwingen, wird das nicht funktionieren. Ich kann das gut verstehen.
Sie sind offen für vieles Neue, wollen sich aber nicht vorschreiben lassen, wie sie ihr Leben und ihr Land gestalten sollen. Und das ist gut so.
Wir wollen das schließlich für uns auch nicht.

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Karen Wiltner
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