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Lipoedem von Thomas Weiss

Lipödem: Rechtzeitig erkennen und behandeln [Rezension]

Für die Recherche meines Artikels Wie Du Lipödeme in den Griff bekommst habe ich auch sehr viel auf der Internetseite von Herrn Dr. Weiss gelesen. Das Buch dazu lag mir damals noch nicht vor, das habe ich mir jetzt noch zusätzlich besorgt und möchte hier in dieser Rezension darüber berichten.

Lipödem: Rechtzeitig erkennen und behandeln

Ein Buch von Dr. med. Thomas Weiss. (Leseprobe)
Südwest Verlag, erschienen: 28.09.2015
Paperback, Klappenbroschur, 192 Seiten, 16,2 x 21,5 cm
ca. 50 farbige Fotos und Abbildungen
ISBN: 978-3-517-09383-3

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Trailer

Dr. Thomas Weiss stellt mit diesem Buch grundlegende Informationen zu Lipödemen, mögliche Therapieverfahren und ein umfangreiches Selbsthilfeprogramm zur Behandlung des Lipödems vor. Er kombiniert die Inhalte seines Buches mit zusätzlichen Videos auf seiner Homepage, die Links finden sich auf der jeweiligen Seite im Buch. Außerdem werden zusätzliche Materialien und Hilfsmittel zur Verfügung gestellt, die man sich herunterladen kann.

Grundlagen

Gleich zu Beginn erläutert der Autor umfangreich die große „Kläranlage“ des Körpers, das Lymphsystem in Zusammenhang mit dem Blutkreislauf.  Er erklärt das Lymphsystem und was das Ganze mit der Durchblutung und den Kapillaren zu tun hat – die Mikrozirkulation im Körper. 

Der Stoffwechsel – der Stoffaustausch in den Gefäßen – findet genau in diesen Kapillaren statt, die der Mensch im Überfluss hat. Dabei gibt es verschiedene Stoffwechselmethoden, die Diffusion und die Osmose, die beide recht anschaulich beschrieben sind.

Mit diesen Prinzipien gelingt es auf äußerst wirksame Weise, das umgebende Gewebe, z.B. Muskeln oder innere Organe, mit Nährstoffen zu versorgen oder Abfallstoffe abzutransportieren. Dabei passiert es immer wieder, dass auch Eiweiß ins Bindegewebe abgegeben wird und nicht auf gleichem Weg zurück transportiert werden kann.

Dies kann nur über den Weg des Lymphsystems erfolgen – wo dann auch das Problem mit dem Lipödem entsteht.

Nachfolgend beschreibt der Autor Aufbau und Funktion des Bindegewebes, sowie den Weg der Lymphe mit seinen verschiedenen Aufgaben und Funktionen. Sämtliche Erläuterungen sind sehr gut illustriert, so dass ich dabei viele Aha-Erlebnisse hatte und mir manches das erste Mal auch wirklich bildlich vorstellen konnte.

Insbesondere war für mich interessant, was nun eigentlich die Venen bzw. ggf. nicht funktionierende Venenklappen und Gefäßmuskeln mit einem Lipödem zu tun haben könnten – und dass es solche Klappen und Muskeln auch im Lymphsystem gibt. Das erklärt für mich vieles in Bezug auf meine Krampfadern.

Spannend sind auch die Ausführungen über das Fettgewebe, das nämlich nicht grundsätzlich schlecht und böse ist. So gibt es Speicherfett, das sich direkt unter der Haut befindet und als Energiereserve für Notfälle dient. Baufett findet man z.B. an Handflächen, dem Kniegelenk, den Wangen, um die Nieren oder auch hinter den Augen. Es hat die Aufgabe der mechanischen Stabilisierung und wird erst bei massiven Hungerzuständen abgebaut. Während die beiden genannten Fettgewebe hell sind, gibt es noch das „braune Fett“. (Im Internet findet man verschiedene Überlegungen, wie man nun das „böse“ weiße Fett in „gutes“ braunes Fett umwandeln kann.)

Anschließend wird dargelegt, welches Wachstumspotential so eine Fettzelle hat und wie die Hormonproduktion im Fettgewebe erfolgt. 

Oft stellt man sich das Fettgewebe als Speicher vor, in dem Fett für schlechte Zeiten gebunkert und bis dahin nicht angerührt wird. Doch dem scheint nicht so zu sein. Das Fettgewebe ist hochaktiv und die Fettzellen befinden sich in einem ständigen Auf- und Abbau.

Lipödem – schmerzhafte Schwellungen

In diesem Kapitel erläutert der Autor ausführlich, woran man ein Lipödem auch ohne ärztliche Diagnose erkennt, welche Stadien es gibt und auch welche unterschiedlichen Typen. Auf die unterschiedlichen Entwicklungsstadien wird auch noch etwas genauer eingegangen, und wie sich der Teufelskreis für betroffene Frauen immer weiter fortsetzt.

Auch Unterformen finden eine Erwähnung. So mag man kaum glauben, dass auch Frauen mit Kleidergröße 34 an Lipödem leiden können, denkt man doch eher an Frauen mit Kleidergröße 50 oder größer. Und auch bei Männern tritt das Lipödem auf, wenn auch sehr selten.

Bezugnehmend auf die bereits anfangs erläuterten Grundlagen werden nun die biologischen Hintergründe der Entstehung eines Lipödems erklärt. Hier wird auf die Kapillaren, das Bindegewebe, Stress und Gene eingegangen. 

Wie kommt es nun zu einem Lipödem? Laut Autor sind es genau diese Punkte:

  • Eiweiß
  • überfordertes Lymphsystem
  • Durchblutungsstörungen der Venen und Arterien
  • Stresshormone

Als Untersuchungsverfahren werden zusätzlich zu dem üblichen positiven „Stemmerschen Zeichen“ und Ultraschall z.B. Laboruntersuchungen, Bioimpedanzanalyse und Lymphographie genannt.

Auch die Differentialdiagnostik ist im Buch zu finden, so sollte man vor der Diagnose eines Lipödems unbedingt Adipositas, Lipohypertrophie und Ödeme z.B. infolge einer Herzschwäche ausschließen.

Cellulite – mehr als nur unschöne Dellen

In diesem Kapitel ist Dr. Weiss dem Phänomen Cellulite auf der Spur. Als begünstigende Faktoren nennt er ganz klar Gewichtszunahme, aber auch Hautdicke, Elastizität der Haut, Feuchtigkeitsgehalt der Haut, Ödem des Fettgewebes, Durchblutungsstörungen, Rauchen, Bewegungsmangel, Schwangerschaft und Genetik. 

Cellulite ist ein Beschwerdebild mit vielfältigen Ursachen, man könnte es auch als „Mini-Lipödem“ bezeichnen.

Vermehrte Wassereinlagerungen

Medizinisch korrekt spricht man bei Wassereinlagerungen von einem „Flüssigkeitsretentionssyndrom“. Das Beschwerdebild hierfür ist vielfältig. 

Was man darunter versteht und welche Symptome – außer den üblichen – solche Wassereinlagerungen mit sich bringen, ist kurz in diesem Kapitel beschrieben. 

Therapieverfahren

Folgende Therapieziele stellt Dr. Weiss für die Verbesserung eines Lipödems auf:

  • Verbesserung der gestörten Mikrozirkulation
  • Reduktion des übermäßigen Eiweißaustritts aus den Blutgefäßen
  • Erhöhter Abtransport von Eiweiß und Flüssigkeit
  • Reduktion des Unterhautfettgewebes
  • Kräftigung des Bindegewebes
  • Abbau von Übergewicht
  • Glättung der Hautkonturen
  • Abbau von Stress

Dabei sagt er ganz klar: ein einziges Therapieverfahren reicht nicht aus, sondern es müssen mehrere Therapieansätze miteinander kombiniert werden. Auch ist eine Therapie ohne Ernährungsumstellung und Gewichtsreduktion nicht denkbar.

Was aus Sicht des Autors ganz klar nicht bei einem Lipödem hilft, sind wassertreibende Mittel (Diuretika), Diäten, sportliche Aktivitäten, die die Muskeln stark trainieren und Medikamente. 

Als wirksame Therapieverfahren erläutert er verschiedene Kompressionsverfahren zur Entstauung, aber vor allem auch zur Unterstützung der Muskelpumpe. Dabei geht er auf Kompressionsstrümpfe (auch Vor- und Nachteile von Rund- und Flachstrick) ein und erläutert die Wirkungsweise. Ebenso wird natürlich die manuelle Lymphdrainige (MLD) als Unterstützung der Kompressionsbestrumpfung empfohlen. Erwähnt wird die intermittierende pneumatische Kompression, sowie Vakuumverfahren wie das Schröpfen, pulsierendes Vakuum und die Endermologie (Unterdruck bei gleichzeitiger Massage). 

Ein weiteres empfohlenes Therapieverfahren ist regelmäßiges körperliches Training. Ziel dabei ist die verbesserte Durchblutung der Muskeln, was wiederum Auswirkungen auf die Durchblutung des Fettgewebes und damit den Abbau des Fettgewebes hat. Dabei geht es aber nicht um Krafttraining wie ein Bodybuilder, sondern um Schwimmen (gleichzeitig eine gute MLD!) oder Nordic Walking. Bei jeglichem Ausdauertraining sollte  die Kompressionshose getragen werden, um einen noch besseren Effekt zu erzielen.

Krafttraining heißt nicht unbedingt schweres Hanteltraining. Man kann auch mit Übungen mit dem eigenen Körpergewicht oder einfachen Gymnastikbändern einfaches und effektives Krafttraining absolvieren.

Eine zusätzliche Möglichkeit ist ein Trampolin oder ein Stepper. Das ist ein gutes Kreislauftraining, es fördert Koordination und Gleichgewicht. 

Als letztes Therapieverfahren nennt Dr. Weiss die Ernährungsumstellung und die Gewichtsreduktion. Hintergrund ist, dass viele Patientinnen nicht nur zu Übergewicht, sondern auch zu einem Reizmagen- bzw. Reizdarmsyndrom neigen, einer chronischen Verdauungsstörung. Da sich 200 der 600 Lymphknoten des Menschen entlang des Darms befinden, liegt nahe, dass die Mehrheit des Lymphgewebes direkt oder indirekt auch etwas mit der Verdauung zu tun hat. Man geht davon aus, dass bei einem chronisch gereizten Magen-Darm-Trakt gleichzeitig eine vermehrte Produktion von Lymphe vorliegt.

Hier schließt sich dann für mich auch der Kreis zu allem bisher Gelesenen.

Gelingt es, das Reizdarmsyndrom zu lindern, wird weniger Lymphflüssigkeit produziert, und damit auch der Lymphabfluss aus anderen Körperregionen verbessert. Das gilt insbesondere für die Beine, da sämtliche Lymphe von dort durch den Bauchraum nach oben läuft. 

Als weitere Behandlungsmöglichkeiten nennt Dr. Weiss physikalische Therapien wie das Hochlagern der Beine, die Kältetherapie, Wechselduschen, Sauna & Co. und ganz zum Schluss die operativen Verfahren. Wobei er davon ausgeht, dass man bei Anwendung der vorher genannten Therapieverfahren keine Operation mehr braucht und möchte.

Das 14-Tage-Selbsthilfe-Programm

In diesem Selbsthilfeprogramm werden verschiedene Methoden noch einmal erklärt, die man auch gut zu Hause selbst durchführen kann.

So kann man mit Wechselduschen gleich nach dem Aufstehen die Durchblutung des ganzen Körpers anregen. Kompressionsstrümpfe unterstützen die Durchblutung und den Lymphfluss über den ganzen Tag. Auch Bewegung ist wichtig, 10.000 Schritte, Walken gehen, Schwimmen – alles was geht und sich regelmäßig in den Alltag integrieren lässt ist gut. 

Das Ernährungsprogramm folgt einigen Grundregeln:

  • nur drei Mahlzeiten täglich, auf Zwischenmahlzeiten verzichten
  • ausschließlich Wasser und Kräuter-/Früchtetees trinken
  • Kaffee in Maßen
  • Eiweiß in der Nahrung reduzieren

Es folgen Rezepte für 14 Tage mit jeweils drei Mahlzeiten. Diese sind fettarm, kohlenhydratreich und kalorienreduziert – und daher eher nichts für mich.

Mein Fazit

Dank den Ausführungen in diesem Buch weiß ich jetzt meine Flachstrick-Kompressionsstrumpfhose sehr viel mehr zu schätzen als vorher, und inzwischen trage ich sie auch regelmäßig. In vielen Gedankengängen, die ich ja teilweise auch bereits hier im Blog niedergeschrieben habe, sehe ich mich bestätigt, gerade was die Kombination der verschiedenen Therapiemöglichkeiten zur Unterstützung der genannten Therapieziele angeht. 

Sämtliche Ausführungen zu den Grundlagen, dem Entstehen des Lipödems usw. haben sehr zu meinem Verständnis beigetragen, was da eigentlich in meinem Körper passiert. Und vieles deckt sich auch mit meinen eigenen Erfahrungen. 

Die vorgestellten Therapieempfehlungen für das Selbsthilfeprogramm kann ich – bis auf die Ernährung – unterstreichen. Wechselduschen mache ich selbst schon seit Jahren regelmäßig auf Empfehlung meines Phlebologen. Ich trage meine Kompri und spüre eine enorme Entlastung, zusätzlich nehme ich Steinklee, aber das sehe ich ihm mal nach, dass er das noch nicht kennt 😉 
Und auch die Bewegung hat einen Platz im Alltag gefunden. 

Mit dem vorgestellten Ernährungsprogramm kann ich mich – da ich selbst ketogen lebe – nicht identifizieren. Zu viel Reis, Kartoffeln, Soja und Getreide wird in den Rezepten verwendet. Das widerspricht meinen Überzeugungen, ich hoffe, dass die Patientinnen von Dr. Weiss damit aber tatsächlich auch Erfolge haben. Da aber die ketogene Ernährung das Ziel hat, Entzündungen zu reduzieren und damit auch den Darm zu unterstützen, sehe ich mich hier auf dem richtigen Weg.

Alles in allem finde es das Buch hervorragend, um sämtliche Zusammenhänge zwischen Lebensweise und Lipödem zu verstehen, und sein Leben in die richtige Richtung ändern zu können. Und obwohl ich mich bereits vorab intensiv mit dem Lipödem und auch den Ausführungen von Dr. Weiss beschäftigt habe, so habe ich doch noch sehr viel Neues erfahren und gelernt.

(Welchen Weg der Ernährung man wählt, soll aber bitte jeder für sich entscheiden 😉 – ich bleibe bei meiner ketogenen Ernährung.)

 

Mein Tipp … Steinklee 🙂

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PZN-00179134; 20 ml Tropfen; apothekenpflichtig
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Der Autor

Dr. med. Thomas Weiss, geb. 1952, ist Facharzt für Allgemeinmedizin, Naturheilverfahren, Umweltmedizin, Psychotherapie und Psychiatrie in Mannheim. Er ist bekannt aus der SWR-Sendung „Praxis Doktor Weiss“ und engagiert sich seit Jahrzehnten in der Öffentlichkeit für medizinische Themen. Darüber hinaus ist er Autor zahlreicher erfolgreicher Gesundheitsratgeber bei Südwest.

 

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Karen Wiltner
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