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2 Jahre Keto (Teil 2) – Höhen und Tiefen

Im ersten Teil dieser kleinen Artikelreihe „Aller Anfang ist schwer“ habe ich darüber berichtet, wie es mir vor Beginn mit der ketogenen Ernährung ging, und wie ich dann tatsächlich angefangen habe. Im heutigen Teil möchte ich etwas auf die Höhen und Tiefen eingehen, die ich während der letzten zwei Jahre mit Keto so erlebt habe – und vielleicht auch manchmal noch erlebe. 

Schlechte Tage hat jeder mal

Jetzt, nach mehr als zwei Jahren, sieht bei mir natürlich alles ziemlich routiniert aus, und als gäbe es bei mir nie schlechte Tage. Ganz so ist das nicht 🙂 … Manchmal liegt es sicher auch daran, dass ich ja nicht jedes klitzekleine bißchen aus meinem Leben öffentlich preisgebe. Außer jetzt hier vielleicht …

Dass ich gerade am Anfang ziemlich viele Fehler gemacht habe, schrieb ich ja bereits im ersten Teil. Falsche Makroverteilung, falsche Lebensmittel, überhaupt hatte ich anfangs oft das Gefühl, ich krieg das nicht hin und mache eh alles falsch. Ja, wirklich!

Abnehmen mit bis zu 4.500kcal am Tag

Insbesondere an solchen Tagen, wo ich einfach immer nur Hunger hatte, war ich mir ziemlich sicher: Hier läuft was nicht richtig. Nach einer Weile war es aber so, dass ich an einem Tag bis zu 4.500kcal gegessen und am nächsten Tag ein Kilo weniger gewogen habe. In dieser Zeit habe ich gerade am Wochenende oft Mascarpone-Torte gemacht und mal eben eine halbe am Tag ganz alleine gegessen. Oftmals auch aus Frust, das geb ich zu. Dann danach plötzlich weniger zu wiegen, das war schon abenteuerlich. Ab da war es mir dann ziemlich egal, wie viele Kalorien ich gegessen habe, ich wollte mich einfach nur noch satt essen.

Sahne-Mascarpone-Erdbeer-Torte
Sahne-Mascarpone-Erdbeer-Torte

Manchmal hab ich auch mehr gegessen und konnte nicht aufhören, wenn ich satt war. Quasi wie früher, zu meinen schlimmsten Binge Eating Zeiten. Das hörte tatsächlich erst auf, als ich ganz offiziell den Kontakt zu meinen Eltern abgebrochen habe. Das war für mich wie ein Befreiungsschlag. Klingt vielleicht blöd, ist aber so.

Intuitives Essen

Wenn ich jetzt manchmal etwas frustriert bin, esse ich vielleicht mal 2-3 Nüsse zu viel, aber keine ganze Tüte mehr, und ich stopfe mir auch nicht den Bauch sinnlos mit irgendwas voll. Es scheint, als wäre ich tatsächlich darüber hinweg. Aber auch das hat seine Zeit gedauert, und hatte wie gesagt nicht nur mit der Ernährungsumstellung zu tun. Vorsichtig bin ich da aber immer noch, und beobachte mich ziemlich genau, was ich wann warum tue. Ich möchte einfach nicht, dass es nochmal einen Schritt zurück geht.

Ich hab auch jetzt manchmal Tage, wo ich mir ganz kurz wünsche, dass man einfach was fertiges aus dem Kühlschrank nehmen und essen kann. Da ich ja keine Milchprodukte mehr esse, kann ich ja nicht mal eben noch Käse naschen, so wie ich das früher oft getan habe 🙁 . Doch dann denk ich mir, wie sehr es mir doch geholfen hat bei meinen gesundheitlichen Problemen, dass ich jetzt dreimal täglich frisch koche und eben auf das Fertigzeugs verzichte, und die Gedanken gehen schnell vorüber.

Der innere Schweinehund

Beim Thema innerer Schweinehund muss ich immer wieder an meine Gespräche mit meinem damaligen Coach denken. Einmal ging es um Sport. Ich erzählte ihm, dass ich oft das Gefühl habe, auf meinen Schultern sitzen links und rechts ein Engel und ein Teufel, und der Teufel ist wie mein innerer Schweinehund. Der sorgt immer wieder dafür, dass ich nicht mit dem Sport anfange, den ich eigentlich machen wollte. Er sagt „wenn Du das jetzt machst, hast Du dann für das und das keine Zeit mehr“. „Denk nur dran, wie sehr Dir hinterher alles weh tun wird!“ – „Leg Dich lieber aufs Sofa, Entspannung brauchst Du auch!“ … 

Was ich dabei erkannte: Der innere Schweinehund ist ein Teil von mir, ich kann ihn nicht austricksen. Ich muss ihn annehmen und in mein Leben einbeziehen, denn er gehört ja zu mir. Er ist der Realist in meinem Leben, ein Teil meines Bauchgefühls. So wie der Engel der Optimist ist … Und je mehr ich gegen meinen inneren Schweinehund kämpfe, umso rebellischer und stärker wird er. Der innere Schweinehund ist der Teil, der vor Veränderung, Schmerzen, unangenehmen Erfahrungen beschützen will. Man braucht ihn, denn er ist auch Teil unseres Gewissens, unserer Erfahrung, unseres Lebens. Daher ist es nicht ratsam, ihn zu bekämpfen, denn dann bekämpft man nur sich selbst. Ohne ihn wären wir nicht komplett.

Mit Wissen und Information gegen den inneren Schweinehund

Ich hab oft mit meinem Schweinehund diskutiert  – also so wirkliche Selbstgespräche. Ich habe ihn mit Wissen und Selbstsicherheit ruhig gestellt. Wenn man sich seiner Sache sicher ist, hinter dem steht was man tut und einen Sinn darin sieht, wird das immer einfacher. 

Wichtig ist auch, dass man realistische Ziele hat, die man auch in kurzer Zeit erreichen kann. Also nicht „Ich will noch 50kg bis nächstes Jahr abnehmen“, das ist viel zu weit weg, unser Gehirn kann das nicht in Motivation verarbeiten. Dann lieber so kleine Ziele wie „diese Woche schaffe ich es, meinen Eiweißkonsum bei xy zu halten“ oder „ich schaffe es, jetzt 30 Tage lang auf Milchprodukte zu verzichten“. Kleine Aufgaben, kleine Ziele, kleine Schritte. Überschaubar und realistisch.

Auch wichtig: sich am besten für jeden Fall, in dem der Schweinehund siegen könnte, etwas zurecht legen wie man dann reagiert. Notfall-Strategien. Darüber habe ich in der 30-Tage-Miprofrei-Challenge schon mal kurz etwas geschrieben. Wenn man Naschhunger bekommt, kann man zum Beispiel immer auf die fertig vorbereitete Keto-Schokolade zurückgreifen. Ist konform, und stillt dennoch den Naschhunger. Es ist ja nicht so, dass man bei Keto nicht naschen darf, nur keto-konform muss es halt sein. Rezepte für Süßes gibt es ja auch in meinem Blog einige. 😉 

Keto Flow – Ein Mythos?

Damit es nicht nur um Tiefen geht … etwas zum „Keto Flow“. Das erste Mal bemerkte ich dieses mir bis dato unbekannte High-Gefühl im Fitnessstudio, so etwa 7-8 Monate nach meinem Start mit Keto. Ich lief gerade so etwa 20 Minuten auf dem Laufband, als mir ein eiskalter Schauer über den Rücken und die Arme lief. Ich dachte „oh Gott, was passiert jetzt“!

Das war der Keto Flow, in diesem Moment startete der Körper wohl sein extra-Energie-Programm. Meine Herzfrequenz wurde etwa 10 Schläge langsamer, und ich lief auf dem Laufband ganz automatisch, als hätte ich nie was anderes gemacht. Ich hatte eigentlich nur eine 30min-Einheit geplant, da ich da sonst schon immer ziemlich fertig war. An diesem Tag lief ich problemlos 60 Minuten, und ich hörte nur auf, weil mir langweilig wurde.

Dieses Flow-Gefühl habe ich nicht immer, inzwischen bemerke ich es ziemlich selten. Vielleicht kommt es wieder, wenn ich mal länger als 60 Minuten laufe? Fühlte sich jedenfalls sehr spannend an, und war für mich damals auch das Zeichen dafür, dass ich sportlich so laaaaaangsam ein wenig aktiver werden kann.

Aufgeben – immer mal wieder

Auch ich war oft kurz davor, einfach hinzuschmeißen und aufzugeben. Ständig hab ich gesehen, wie andere schnell abgenommen haben (pro Woche 1-2kg – hätte ich auch gerne gehabt!), und es bei mir mal wieder nicht vorwärts ging. Dass die anderen, bei denen es so schnell ging, weder mit Hashimoto noch mit Lipödem oder sowas zu kämpfen hatten, das blendete ich aus. 

Ich hatte auch oft das Gefühl, ich krieg das eh alles nicht hin, immer war alles so schwer. Es gab einfach keine schnellen Erfolge am Anfang. Viel zu oft ging auch das Gewicht wieder hoch, ohne dass ich wusste warum. Es war zum Haareraufen. Siehe auch mein Artikel Wenn Deine Waage nicht mitspielt …

Alte Glaubenssätze und neue Wege

Und auch da erinnerte ich mich oft daran, was mir mein Coach mitgegeben hatte. Lebe DEIN Leben, und nicht das der anderen! Finde Deinen Weg, Deinen ganz persönlichen! Ich erinnerte mich, wo der Trigger herkam. Immer wieder hatte ich meine Eltern im Kopf, die zu allem möglichen Gelegenheiten meinten „Du schaffst das ja eh nicht“. Also hatte ich tief in meinem Kopf verankert, dass ich das ja eh nicht schaffe.

So gewöhnte ich mir dann in solchen Situationen an, jedes Mal zu hinterfragen, ob ich noch auf meinem Weg bin oder schon wieder den von jemand anderem gehen will. Oder ob ich gerade wieder den alten Glaubenssätzen verfallen bin. So holte ich mich schnell wieder in die Realität zurück und sagte mir „ICH schaffe das!“

Gerade in den ersten 6 Monaten hatte ich ja kein Kilo abgenommen, dafür aber 2 Kleidergrößen weniger. Auch das hielt ich mir immer wieder vor Augen wenn ich dachte „da passiert ja gar nichts“. Klar passiert was, nur eben nicht auf der Waage, und blöderweise konzentrierte ich mich fast ausschließlich darauf.

Kochen für Anfänger

Wusstest Du, dass ich nicht kochen kann? 😀 

Vor Keto habe ich auch tatsächlich so gut wie nie wirklich gekocht. Ich habe vielleicht mal paar Fertiggerichte warm gemacht, aber gekocht habe ich nicht wirklich. Ich hab es einfach nicht gelernt. Und auch die vielen Gemüsesorten beim Lebensmittelhändler … mindestens die Hälfte davon kannte ich nicht und wusste auch nicht im geringsten, was ich damit hätte anstellen können.

Lieber einfache Rezepte als Verzweifeln

Nun kam die ketogene Ernährung und damit der Verzicht auf alles Fertige. Jetzt musste ich entweder alles roh essen oder doch anfangen zu kochen. Wie man an den Rezepten im Blog sieht – am Anfang hab ich oft einfach Mascarpone mit irgendwas zusammengerührt. Da musste ich nicht viel überlegen, einfach noch extra Öl ran, etwas Zitrone oder Früchte, fertig. Dann kamen auch mal ganz einfache Kuchen. Erst später habe ich dann tatsächlich mal etwas rumprobiert. Ohne Rezept ging allerdings überhaupt nichts. 

Das ist jetzt anders. Jetzt koche ich sogar mit meiner Tochter zusammen, und es gibt dreimal täglich frisches Essen. Ich habe neue Gemüsesorten entdeckt, und solche, die ich seit meiner Kindheit nicht mochte neu ausprobiert. Und manchmal koche ich sogar was ohne Rezept.  Da bin ich dann tatsächlich erstaunt, dass das schmecken kann 😀

Keinen Stress in der Küche!

Wir halten es zu Hause flexibel mit neuen Rezepten. Oft kochen wir jeden Tag das gleiche: Gemüsepfanne mit Fleisch oder Ei. Das ist meine Art von Routine. An den Wochenenden wird manchmal experimentiert, oder auf schon erprobte Rezepte aus dem Blog zurückgegriffen. Ich bin übrigens froh, dass ich den habe, so habe ich meine Lieblingsrezepte auch im Urlaub immer dabei 🙂

Jetzt koche ich so viel, dass ich mir sogar eine Küchenmaschine geleistet habe, auf die ich auf keinen Fall mehr verzichten möchte. Und auch sonst sind einige Küchengeräte in meine Küche eingezogen. Dass ich das mal noch erleben würde, hätte ich nie für möglich gehalten.

Was esse ich nur auf Arbeit/unterwegs/mit Freunden?

Anfangs, als ich noch ab und an zum Essen bei meinen Eltern war, hörte ich oft sowas wie „ach komm, das bissl kannste doch essen, das tut doch nichts“. Da ich die Diskussion darum in dem Moment nicht führen wollte, habe ich auch unkonformes Zeug gegessen, obwohl ich wusste, dass es mir danach schlecht gehen würde. Hinterher hab ich mich allerdings immer schlecht gefühlt, weil ich mal wieder nicht standhaft bleiben konnte. In diesen Zeiten war ich selbst auch einfach noch nicht sicher, ob das mit Keto klappen kann, so konnte ich es auch nicht nach außen standhaft vertreten. 

Im ersten Teil schrieb ich bereits, dass es da so einen Punkt gab wo ich mir sagte „Ich verstehe es zwar nicht, aber es funktioniert“, nämlich als ich feststellte, dass sich zwar auf der Waage nichts tut, sich sonst aber mein gesamtes Leben durch Keto ändert. Ab diesem Zeitpunkt konnte ich dann auch tatsächlich aufs unkonforme Essen verzichten, oder ich habe selbst zB einen Kuchen mitgebracht, wenn ich nicht hungern wollte. Das gab zwar komische Blicke, aber irgendwann war mir das egal. Und irgendwann gewöhnte sich das Umfeld auch daran.

Immer etwas zu Essen mitnehmen

Auf Arbeit habe ich oft mit Kollegen zusammen gegessen. Manchmal habe ich selbst was mitgebracht, wie Bacon Lasagne oder so. Das waren die Zeiten, wo ich am Wochenende quasi für die gesamte Woche vorgekocht habe. Manchmal gab es schon komische Blicke bei so viel Fett auf dem Teller, aber die Kollegen haben sich dran gewöhnt. Manchmal habe ich mittags auch einen Döner ohne Brot oder irgendwas gegessen, also nur den Salat, das Fleisch und etwas Kräutersauce drauf. 

Unterwegs handhabe ich das ähnlich. Wenn ich weiß, dass ich länger unterwegs bin und auch weiß, dass ich nirgends (sinnvoll) essen gehen kann, koche ich mir früh 4 Eier und nehme die mit. So komme ich definitiv über den Tag. Das mache ich auch jetzt noch. Und wenn ich sie doch nicht brauche, werden hart gekochte Eier ja nicht schlecht.

Keto im Urlaub

Im Urlaub …. wir waren bisher nie im Hotel im Urlaub, sondern immer Selbstversorger in einer Ferienwohnung, da ist das relativ einfach. Im Restaurant finde ich es inzwischen auch einfach. Ein Salat geht immer, und ansonsten kann man ja auch höflich fragen, ob man sich die Gerichte selbst zusammenstellen kann mit entsprechenden Beilagen. Hat bisher fast immer super geklappt. Und wenn doch mal eine Scheibe Brot oder so dabei ist, dann wird die eben draufgelassen 🙂 

Wenn ich Besuch bekomme, wird meistens so gekocht wie für uns auch, ich habe da ja im Blog inzwischen ein paar schöne Rezepte. Meine Tochter drängelt dann meistens, dass sie endlich wieder ihre geliebte Bacon Lasagne bekommt … Jeder, der zu uns kommt, weiß dass es hier nur Keto-Essen gibt. Da müssen sie alle durch, und bisher gab es auch von Nicht-Ketariern keine Klagen, im Gegenteil.

Die Familie macht mit

Dass meine beiden Mädels ohne groß zu murren bei meiner ketogenen Ernährung mitmachen, ist glaube ich ein ganz wichtiger Punkt, warum ich es jetzt auch so gut hinbekomme. (An dieser Stelle: Danke, Mädels, ich liebe Euch!  )

Okay, ich muss dazu sagen, sie hatten auch kaum eine andere Chance. Denn ich habe mir doch tatsächlich erlaubt zu sagen „entweder ihr esst was ich koche, oder ihr müsst selbst kochen“! Da hab ich auch keine Diskussion zugelassen. Ich gehe Vollzeit arbeiten und bin alleinerziehend, ich hab definitiv keinen Nerv für solche Extravaganzen in der Küche. 

Die Familie probiert alles aus

Eher selten haben meine Mädels sich dann auch mal Nudeln gekocht, zum Großteil haben sie tatsächlich mein Essen mitgegessen. In der Schule gab es für sie dann doch oft „normales“ Essen. Erst seit dem Sommer diesen Jahres, seit ich früh für meine Kleene und mich auch fürs Mittagessen koche, isst sie komplett ketogen. Und die Große ist ja nun schon eine Weile ausgezogen …

Auch wenn es mal nicht geschmeckt hat, hat niemand gemurrt, sie haben es mit einem leicht verzogenen Gesicht tapfer ertragen. Dafür wurde das Essen ja dann auch im Laufe der Zeit immer besser. Jetzt gibt es kaum noch etwas, das nicht schmeckt. Und wenn, dann ist es etwas ganz neues, wo ich einfach noch bissl in der Küche üben muss. Bin halt irgendwie immer noch ein wenig Kochanfänger.

Motivation aufrecht erhalten

Wer nicht richtig motiviert ist, wird schnell scheitern und wer aus den falschen Gründen Dinge macht, wird auch niemals glücklich mit seinem Handeln werden!

In den ersten zwei, drei Monaten habe ich festgestellt, dass es mich schnell demotivierte, wenn etwas nicht so klappt wie bei anderen. Dauernd habe ich mich verglichen, und mich selbst damit schlecht gemacht. Andere sahen besser aus, andere nahmen schneller ab, andere machten bessere Essensfotos, andere konnten besser kochen, andere waren so viel kreativer bei neuen Rezepten … und und und. 

Sich selbst neu kennenlernen

Jetzt beim Lesen denkst Du bestimmt „so ein Schwachsinn, schau doch mal, was Du erreicht hast“. Aber mal ehrlich, wie oft vergleichst Du Dich mit anderen und denkst im Grunde genau diese Gedanken? 

Ich stellte aber auch fest, dass es mich motivierte, wenn ich die Zusammenhänge zwischen Körper, Ernährung und Wohlbefinden immer mehr und besser verstand. Das wurde mein Antrieb. Noch mehr lernen, noch mehr wissen, und noch mehr für meinen Körper tun, was gut für ihn ist. Und auch wenn ich etwas nicht verstehe, einfach darauf vertrauen, dass mein Körper mit all dem leckeren, gesunden Zeug schon das richtige tun wird.

Die Ernährung verändert sich im Laufe der Zeit

Im Laufe der Zeit änderte sich vieles. Oft habe ich meine Ernährung angepasst, immer so, wie es sich gerade am besten anfühlte. Zuerst gab es viel Gemüse mit viel Fleisch, dann wenig Gemüse, viel „Schlabberkram“ (Mascarpone und ähnliches) und wenig Fleisch … und inzwischen bin ich wieder bei viel Gemüse, wenig Fleisch und null Schlabberkrams.

Und ich habe dabei immer wieder nach neuen Antworten gesucht, wollte verstehen, warum mein Körper so oder so reagiert, und nicht anders. Auch meine Ziele änderten sich. Wollte ich anfangs nur abnehmen, so will ich jetzt gesund werden, auf ganzer Linie. Physisch und psychisch. Ich wollte „ganz“ werden. Wie eine zerbrochene Vase, die man Stück für Stück wieder zusammenklebt.

Motivation von anderen

Eine weitere große Motivation war es für mich tatsächlich, meine Facebook-Gruppe zu haben, und dort andere zu motivieren und ihnen auf ihrem Weg zu helfen. Anderen dabei zu helfen, ihre Ziele zu erreichen, bringt einen auch selbst immer ein Stück näher dem eigenen Ziel. Das glaubst Du nicht? Probiere es einfach mal aus 🙂 

Teile Deine Erfahrungen, Deine Probleme, Dein Glück, Deine Zufriedenheit mit anderen, um sie zu motivieren – und es wird Dich automatisch auch selbst noch mehr motivieren.

Und indem Du darüber sprichst, lernst Du viel über Dich selbst. Ich habe so viele Dinge an mir schätzen gelernt, die ich nicht einmal gesehen hätte ohne Euch. 

„Ausrutscher“ in der ketogenen Ernährung

Ja, die gab es bei mir auch (und ich hab darüber auch schon einmal einen Artikel geschrieben). Ganz besonders dann, solange meine Kinder noch Nutella und anderes unkonformes zu Hause stehen hatten. Ich hab gemeinsam mit den Mädels tatsächlich alles unkonforme aus der Wohnung verbannen müssen, so dass es für mich erträglicher wurde. 

Die ersten 6 Monate etwa irritierten mich noch sämtliche Gerüche. Wenn ich an der Bäckerei vorbei ging, oder in der Obst-Abteilung. Dabei habe ich Obst nie gerne gegessen, und doch triggerte mich das plötzlich. Bevor ich nun anfange, irgendwelchen unkonformen Mist zu essen und ständig „Rückfälle“ zu haben, begann ich, keto-konforme Desserts, Kuchen und Süßigkeiten selbst herzustellen und immer parat zu haben. So gab es keine Ausreden, denn es war immer was da. Anfangs hab ich da recht viel von gefuttert, das wurde im Laufe der Zeit immer weniger.

Geruchs- und Geschmackssinn verändern sich

Jetzt ist es so, dass mich der Geruch von herkömmlichem Brot eher abstößt, ich mag den nicht mehr. Gibt es aber etwas keto-konformes, wo auch nur 1-2 Erdbeeren drin sind, ist das Zuckermonster sofort wieder da. Und geht auch so schnell nicht wieder weg. Es ist wie eine Sucht, die nur still schlummert. Für mich hilft dann nur: Alles meiden, wo Früchte drin sind. Es sei denn ich habe wirklich einen guten Tag, wo ich denke ich packe das. (Klar, manchmal probiere ich das auch aus, wie weit ich da schon bin 😉 .)

Wenn ich irgendwo essen gehe oder eingeladen bin, kläre ich vorher mit mir, wie ich damit umgehe, ob ich lieber nichts esse oder definitiv konform bestelle. In der Anfangszeit habe ich solche Gelegenheiten aber bewusst gemieden, um eben nicht in Versuchung zu kommen. Als ich dann meinen langen Zuckerentzug überstanden und sicherer in der Ernährung wurde, war es dann leicht, den Versuchungen zu widerstehen, da sie keine mehr waren.

Inzwischen sehe ich es auch so, dass Ausrutscher gar keine Ausrutscher sind. In diesem Moment habe ich mich bewusst dafür entschieden, etwas unkonformes zu essen. Es hat mich niemand dazu gezwungen.

Routine entwickeln

Es geht bei der ketogenen Ernährung nicht darum, ständig und immer wieder neue Rezepte zu probieren, oder ganz besonders ausgefallen zu kochen. Es geht nicht darum, einen Kochpreis zu gewinnen oder sonst irgendwie aus der Masse herauszustechen. Es geht darum, ganz simpel seinen Körper täglich mit den Nährstoffen zu versorgen, die er braucht. Nicht mehr, und nicht weniger.

Und da kommt man nicht drum herum Routinen zu entwickeln, die Sicherheit geben. Damit Keto auch funktioniert, wenn es mal stressig wird und man das Leben gerade nicht so gut planen kann. Damit man einen Plan B für Notfälle immer parat hat.

Routine hilft, etwas automatisch richtig zu tun. Dafür muss man sehr oft wiederholt das gleiche tun, wie beim Laufen lernen, beim Fahrrad fahren lernen oder beim Autofahren lernen. Bei uns heißt das schon seit sehr langer Zeit: Es gibt viele Gerichte, die für uns funktionieren, immer und immer wieder. Manchmal leicht abgewandelt, und manchmal einfach so wie immer.

Und es hilft, die Familie in diese Routine mit einzubeziehen. So ist zum Beispiel meine Tochter frühmorgens beim Kochen dafür verantwortlich, dass der Kaffee gekocht und die Gemüsepfanne gewürzt wird und auch nicht anbrennt, während ich die Zutaten schnippele. Wenn man die Dinge gemeinsam angeht, hat man auch etwas mehr Rückhalt, wenn es mal schwer wird. 

Eine passende Planung ist alles

Früher habe ich immer gesagt: „Zum Frühstück was frisches kochen, das könnte ich nie!“ … nun ratet mal, was ich seit einem halben Jahr täglich mache? Ja, täglich kochen, zum Frühstück, früh morgens 6 Uhr! 😀 

Man redet sich so viel ein, was geht und was nicht geht. Doch wenn man es dann einfach mal probiert, eine Weile wiederholt, ist es tatsächlich ganz einfach. Man muss lediglich den Zeitplan früh etwas anpassen, und idealerweise auch die Familie zum Kochen mit einbeziehen, die hat schließlich auch was davon. Ich bin ja keine Angestellte in meinem Haushalt.

Lieblingsrezepte helfen in vielen Situationen

Wir haben uns so 2-3 Lieblingsrezepte entwickelt, die wir immer wieder kochen. Bei einer Gemüsepfanne muss ich auch früh morgens nicht viel überlegen, wenn ich mal etwas müde in der Küche stehe. Nur schauen, welche Zutaten gerade da sind, die Fleischmenge ist auch jedes Mal gleich.

Planung ist für mich auch wichtig, wenn es darum geht, in der Gesellschaft zurecht zu kommen. Da habe ich mir etliche Strategien zurecht gelegt, was ich mache wenn ich in Restaurants essen gehe, wenn ich beim shoppen bin und so weiter. Die Strategien kann ich dann verwenden, wenn es mal wirklich so sein sollte. Ein bißchen vorab informieren hilft da auch sehr viel: Wo bin ich eingeladen, macht es Sinn, sich selbst was zu essen mitzubringen? Muss ich überhaupt was essen?

Auf Vorrat kochen entspannt

In meiner Keto-Anfangszeit habe ich oft sehr große Mengen gekocht und dann portionsweise verpackt und eingefroren. So hatte ich immer etwas zu Essen da, auch wenn mir gerade mal nichts einfiel, was ich hätte kochen können. Meist habe ich diese Portionen dann auch mit auf Arbeit genommen und dort nur aufgewärmt.

In den Zeiten, wo ich noch regelmäßig die Makroverteilung völlig gerissen habe, war ich oft sehr überfordert mit der Planung. Da half es mir, am Abend vorher zu überlegen, was ich wann am nächsten Tag essen würde, und habe das bereits vorab in meine App (fddb) eingetragen. Meist habe ich mich dann auch exakt daran gehalten.

Das Gewicht und die Waage

Ich gebe es zu: Ich steige noch immer täglich früh und abends auf die Waage. Allerdings ist es inzwischen so, dass es für mich tatsächlich nur noch eine lapidare Information darstellt, über die ich mich nicht aufrege, sondern die ich nur zur Kenntnis nehme. Das war nicht immer so. 

Die Geduld wird beim Abnehmen schon sehr auf die Probe gestellt. Und doch ist es wichtig, denn die Keto-Adaption braucht einfach eine Weile. Bei den einen länger, bei den anderen geht es schneller.

Es gab so etwa in den Monaten 8-12 mit Keto eine Zeit, da wurde mir fast Angst und Bange. Da waren Tage dabei, wo ich einfach mal so 1kg pro Tag abgenommen habe. In einer Woche bis zu 5-6kg. Dann war wieder Pause, doch manchmal war ich da schon schockiert, denn so gut für den Kreislauf ist das ja auch nicht. (Gefreut habe ich mich natürlich trotzdem)

Da gab es dann natürlich auch diverse kleine Höhepunkte, die unbedingt gebührend gefeiert werden mussten. Zum Beispiel der Tag, an dem ich 44kg abgenommen hatte und das erste Mal Shirts in Größe S gekauft habe (darüber hab ich hier geschrieben). Dass Abnehmen aber auch viel mit dem Kopf zu tun, stellte ich auch fest. Denn ich sah mich im Spiegel immer dicker, als ich wirklich war.

Flexibilität und Durchhaltevermögen

Man kann ein schweres Unterfangen dann gut durchhalten, wenn man den Sinn dahinter erkennt, weiß dass es einem gut tut, und wenn man sich selbst für jeden kleinen Erfolg auch lobt. Dieses Loben ist sehr wichtig, ebenso wie positives Feedback von anderen. 

Man kann sich für ganz kleine Dinge loben. Dass man einen Tag ohne Süßkrams überstanden hat. Dass man einen Tag ohne Süßkrams nicht überstanden hat, es aber morgen wieder versuchen wird und nicht aufgibt. Dass man seinen inneren Schweinehund ruhig gestellt und statt dem Fahrstuhl die Treppe genommen hat. All sowas. Es sind nicht nur die großen Ziele, die zählen. Auch die Summe aller kleinen Mini-Erfolge ergeben einen großen Erfolg.

Wenn man sich das aneignet, und darauf achtet, sich jeden Tag für irgendetwas zu loben, wird vieles einfacher. Es stärkt das Durchhaltevermögen.

Auch ist es wichtig, die ketogene Ernährung nicht als Dogma zu verstehen, sondern flexibel zu bleiben. Das was alle machen, muss nicht das sein, was gut für Dich ist. Das was ich mache, muss für Dich nicht automatisch passen.

Wie geht es weiter?

Im nächsten Teil geht es dann ein wenig um Sport und Entspannung, zwei sehr wichtige Themen, die ziemlich oft vernachlässigt werden. Danach werde ich ein bißchen auf die Unterstützung mit Nahrungsergänzungsmitteln eingehen, wovon ich aktuell ja ziemlich viele nehme und damit wohl einige etwas schockiert habe 😉

Hast Du noch weitere Fragen, die Du mir schon immer einmal stellen wolltest? Dann immer her damit, ich freue mich darauf! Vielleicht kann ich die Antworten darauf ja noch ergänzen 🙂 

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Karen Wiltner
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