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Corona, Sport und der innere Schweinehund

Sport und ich … das ist ein sehr langes und schwieriges Thema. Doch manchmal muss die Welt erst auf den Kopf gestellt werden, damit es plötzlich einfach wird.

Zum Jahreswechsel schrieb ich noch, dass es gleich nach dem Urlaub wieder von mir zu lesen geben würde … und seitdem war es sehr still hier im Blog. So vieles kam dazwischen. Private Themen, ich war viel geschäftlich unterwegs, und dann kam auch noch Corona. Von einem Tag auf den anderen war ich zu Hause, um im Home Office zu arbeiten, noch früher als andere, da ich in der Schweiz unterwegs war.

Das hat meine tägliche Routine, nein eigentlich mein gesamtes Leben von einer Sekunde auf die andere völlig auf den Kopf gestellt. Es war eine Zeit, in der viele Ängste und Sorgen wieder auftauchten, und die bearbeitet werden wollten. Doch Corona hat auch etwas Gutes, finde ich. Indem man sich wieder mehr mit sich selbst beschäftigt, lernt man auch, Prioritäten neu zu setzen, oder eben seinen Tagesablauf völlig neu zu strukturieren.

Für mich bedeutete die Arbeit im Home Office zwei Dinge: 1,5h weniger Arbeitsweg, plus mehr Arbeit als vorher.

Auswirkungen des Home Office

In den ersten Wochen hatte ich mit schweren Depressionen zu kämpfen. Ich bin im vergangenen Jahr so ca. 25.000km durch die halbe Welt gereist, und war auch zu Beginn diesen Jahres viel unterwegs, und plötzlich ist all das nicht mehr da. Viele Fragen stellte ich mir … Warum das alles, warum gerade jetzt, warum ich … Was will das Universum mir mit allem sagen? Warum kann ich meine Zweitfamilie nicht mehr besuchen? Warum, warum, warum … ? Ich habe tatsächlich angefangen, mich selbst und das ganze Leben mal wieder in Frage zu stellen. Und teilweise kam auch meine Eßstörung wieder zurück, als würde ich mich für irgend etwas bestrafen wollen. Doch darüber schreibe ich in einem anderen Beitrag.

Auch mein Kreislauf spielte total verrückt. Dadurch, dass mir der tägliche Arbeitsweg und auch sonst die Bewegung im Büro fehlte, wurde ich gar nicht mehr richtig wach, und ich begann absolut zu frieren. Als wäre ich krank. Mein Kreislauf kam einfach nicht in den Gang, und das obwohl ich immer genug gegessen habe. Ich kenne dieses unsägliche Frieren ja sonst nur, wenn ich zu wenig esse. Und zu allem Übel schwemmten auch noch meine Beine auf, vermutlich durch die fehlende Bewegung und das viele Sitzen.

Ich musste also dringend etwas ändern. Irgendwie musste ich meine tägliche Routine wieder so in den Griff bekommen, dass sie gut für mich ist. Der erste Plan war: die Mittagspause für einen ausgiebigen Spaziergang im Großen Garten in Dresden nutzen. Doch das bedeutete weniger Zeit für das Kochen von einem leckeren und gesunden Mittagessen. Auch siegte dann oftmals der innere Schweinehund, oder ich sagte mir „ach, ich hab so viel Arbeit, ich lass die Mittagspause ausfallen“, nur um nicht rausgehen zu müssen. Die Stimmung draußen war für mich aufgrund der vielen geschlossenen Geschäfte einfach erdrückend und unendlich schwer.

Wie lief das in der Vergangenheit?

Über diese fehlende Motivation habe ich auch im Februar 2016 schon einmal geschrieben. Damals war ich in einem renommierten Fitness-Studio angemeldet, ging aber nur manchmal und unregelmäßig hin. Ich hab auch ein Laufband zu Hause stehen, das nur selten (also quasi nie) benutzt wird, sowie diverse andere Sportgerätschaften, die geduldig auf Benutzung warten.

Auch über verschiedenste Versuche, mit dem Joggen zu beginnen, habe ich ja schon berichtet. In Sport mit Lipödem oder in Joggen mit Lipödem oder Von 0 auf 6,8km in 3 Jahren hab ich schon geschrieben: langsam anfangen, dafür gerne regelmäßig was machen. War bisher immer ein guter Vorsatz, der für mich eine Weile funktionierte, und dann irgendwann überhaupt nicht mehr.

Im Mai 2018 hatte ich mich in Dresden bei einem EMS-Studio angemeldet. In meinem Beitrag EMS Training mit Lipödem hatte ich auch darüber ausführlich geschrieben. Das Training finde ich tatsächlich auch sehr gut, und da man dort regelmäßige Termine hat, bin ich auch regelmäßig hingegangen. Immer früh morgens vor der Arbeit. So konnte ich nach der Arbeit nie sagen „keine Zeit“, „keine Lust“ oder „bin zu müde“. Doch mit Corona fiel ja dann auch das weg.

Ich dachte also darüber nach, welche Möglichkeiten es so gibt, um irgendwie wieder Bewegung ins Leben zu bringen, auch wenn man dank Corona das Haus nicht verlassen darf. In den letzten Jahren hatte ich schon vieles probiert. Yoga-Videos, Fitness-Videos … alles funktionierte mal ein paar Tage, und danach war die Motivation wieder im Keller.

12 Wochen Body Transformation Challenge

Ich erinnerte mich, dass ich 2016 bereits einmal die 12 Wochen Body Transformation Challenge der runtastic results App (heute adidas Training) gestartet habe. Und prompt zum gleichen Zeitpunkt sah ich auf Instagram eine Werbung, dass während der Corona-Zeit die Premium-Mitgliedschaft für 3 Monate kostenfrei wäre, die man für diese Challenge benötigt.

Da dachte ich mir: Das ist doch ein Wink mit dem Zaunspfahl … Als ich dann in der App nachschaute, stellte ich fest, dass ich mit dem 12-Wochen-Programm damals nach 3 Wochen aufgehört hatte. Direkt, nachdem ich den Artikel „Fehlende Motivation“ dazu geschrieben hatte. Einen zweiten Versuch startete ich damals im August 2016, aber den habe ich schon nach der ersten Woche abgebrochen … Ich weiß, die Übungen waren gar nicht so schlecht, ich hab einfach nur zu früh aufgehört.

Beste Voraussetzungen also, um es einfach noch einmal zu probieren und mein Vorhaben „regelmäßige tägliche Bewegung“ irgendwie umzusetzen. Also meldete ich mich wieder an. Und ich überlegte, was ich dafür tun muss, um diesmal durchzuhalten.

Der Deal mit dem inneren Schweinehund

Ich kenne mich: Plane ich Sport und Bewegung nach der täglichen Arbeit ein, so fällt dies oft der Arbeitslast und der Müdigkeit zum Opfer. Wie beim EMS Training schien es mir die beste Variante zu sein, einfach gleich früh zu trainieren. Und da es nicht so toll ist, mit einem vollen Magen Sport zu machen – musste es auch noch vor dem Frühstück sein. Ich plante also für jeden Morgen mindestens eine Stunde für Sport, und eine Stunde für Frühstück ein.

Dann habe ich noch ein weiteres Problem: Die Motivation, wenn ich bei so einem Plan Übungen sehe, die ich nicht mag, bei denen ich weiß, dass ich an meine Grenzen stoße, oder wo ich einfach nur weiß, dass ich hinterher übel Muskelkater haben werde. Ich sag nur … Burpees … Ich bin super darin, Ausreden zu finden, warum ich dann gar nicht erst anfangen sollte …

Jedenfalls habe ich dann mit mir selbst einen Deal gemacht. Ich habe mir selbst versprochen, 5 Mal in der Woche dieses Workout nach Plan zu machen. Ich habe mir gesagt: Es ist okay, die Übungen nur mit halber Kraft zu machen, oder auf leichtere Varianten zu wechseln. Wichtig ist nur, während der gesamten Zeit auch wirklich in Bewegung zu sein. Ich muss mich nicht völlig auspowern, ich brauche nur die Bewegung.

Warum 5x pro Woche?

Ich habe die Strategien meines inneren Schweinehundes in den letzten Jahren ziemlich genau studiert, und ich weiß: sobald da ein Tag ungeplante Pause dazwischen ist und ich die Möglichkeit habe, da irgendwas zu verschieben, dann tue ich das auch. Und dann noch einen Tag, noch einen Tag, und noch einen Tag … und schon bin ich raus aus der Routine.

Warum dann also nicht jeden Tag? Ja, das hab ich anfangs versucht, dann aber doch festgestellt, dass zwei Tage Sportpause pro Woche ganz gut für die Muskeln sind. Regenerationspausen gehören zum Sport eben dazu.

Ich bin einfach ein Gewohnheitsmensch. Ich stehe jeden Tag zur gleichen Zeit auf, beginne jeden Tag zu gleichen Zeit mit der Arbeit, nur das mit dem Feierabend immer zur gleichen Zeit, das klappt noch nicht so ganz. Und so war für mich klar: jeden Tag zur gleichen Zeit (bzw am Wochenende einfach direkt nach dem Aufstehen) mache ich Sport. In der Intensität, die an dem jeweiligen Tag gerade geht, aber ich fange an, und ziehe es die gesamte Zeit durch.

Ich hab ja schon hier geschrieben, wie wichtig es ist, sich realistische Ziele zu setzen. Ich hatte das Gefühl, jetzt war es tatsächlich das erste Mal wirklich realistisch. Durch den weggefallenen täglichen Arbeitsweg hatte ich genau die Zeit zur Verfügung, die ich für den täglichen Sport brauchte.

Nach 8 Wochen …

Mitte April 2020 habe ich also angefangen, nachdem ich da schon vier Wochen zu Hause war und das Haus nur noch zum Einkaufen verlassen habe. Und inzwischen bin ich tatsächlich in Woche 8. Jeweils 5mal pro Woche habe ich das Training von der App planen lassen.

Hier mal ein paar Bilder …

Nach 8 Wochen gibt es also inzwischen eine neue tägliche Routine bei mir. 5:30 Uhr klingelt der Wecker. Ich nehme meine Schilddrüsenmedikamente und trinke einen halben Liter Zitronenwasser mit Salz, damit der Kreislauf in die Gänge kommt. An Arbeitstagen starte ich 6 Uhr mit dem Sport, ab 7 Uhr wird das Frühstück fürs Kind vorbereitet. Nach dem Sport habe ich nämlich in den seltensten Fällen Hunger. Ab 8 Uhr beginne ich mit der Arbeit, und 9 Uhr – kurz vor dem ersten virtuellen Arbeitsmeeting per Videokonferenz – gibt es für mich Frühstück. Meist ist es eine deftige Knochenbrühe, manchmal aber auch Kefir mit MCT Öl und ein paar Himbeeren oder einfach einen Bulletproof Coffee. Das kommt immer ganz darauf an, wie mir so ist. Mittags und abends wird gekocht, es gibt fast immer eine Gemüsepfanne – immer mit dem, was gerade an Gemüse im Kühlschrank ist. Mal mit Fleisch, mal mit Ei. Ich esse übrigens meist spätestens 18 Uhr, wird es später, schlafe ich eher schlecht.

Wenn man mal nachrechnet und das Zitronenwasser früh ignoriert, bin ich damit übrigens bei einem mindestens 14:10 Intervall-Fasten … Obwohl ich das eigentlich nie so wollte, und das in der ersten Woche auch gar nicht so einfach war, früh genug Energie zu haben. Doch inzwischen geht es, der Körper gewöhnt sich halt an alles. Ich komme damit tatsächlich ganz gut zurecht, nur an manchen Tagen habe ich dann doch schon direkt nach dem Sport Hunger. Und dann ess ich auch.

Muskelaufbau und das Lipödem

Viele fragen sich bestimmt, wie es denn meinem Lipödem geht, wenn ich so viele Workouts mache – denn davon wird ja eigentlich abgeraten. Nun, es geht ihm gut. Ich hatte ja geschrieben, dass mir ohne die tägliche Bewegung die Beine ziemlich angeschwollen sind – das ist wieder weg. Ist ja logisch: Durch die Bewegung funktioniert das Lymphsystem wieder, ohne stockt es einfach. Da hilft auch kein Steinklee.

Ich merke durchaus Verbesserungen. Nicht nur, dass ich von Woche zu Woche mehr Kraft habe, mehr Kniebeuge oder Liegestütze schaffe und inzwischen sogar auch mal nen Burpee ordentlich hinbekomme. Ich seh auch durchaus, dass die Haut straffer wird. Nach knapp 50kg Gewichtsverlust dringend nötig …

Ich merke aber auch, dass ich es nicht übertreiben darf, das tut dem Lipödem nicht gut.

Hier mal ein Fortschrittsvergleich in Bildern:
Woche 8 Tag 4: 80 Burpees. Ich denk so: okay, anstrengend. Aber eine Runde würde schon noch gehen.
Vor 8 Wochen, Woche 1 Tag 4: 30 Burpees und ich dachte, gleich falle ich um.
So kleine, leichte Fortschritte mit meinem Fitnessprogramm im Home Office sind also erkennbar.

Manchmal ziehe ich die Übungen voll Power durch, manchmal mache ich nur Baby-Varianten davon. Die 5 mal pro Woche geplanten Workouts ziehe ich aber immer durch, und verschiebe es nur in Notfällen (starke Kopfschmerzen oder so) auf den nächsten Tag. Das macht es für mich tatsächlich einfacher, auch wirklich dran zu bleiben.

Abgenommen hab ich dabei übrigens bisher nicht. Also vielleicht ein Kilo, aber irgendwie fällt das bei mir unter „tägliche Schwankungen“. Allerdings merke ich an den Hosen, dass die Beine schlanker werden. Ich sollte dringend mal wieder messen, ich bin ein wenig dokumentationsfaul geworden …

Was kommt danach?

Jetzt heißt es für mich erstmal: Durchhalten bis zum Schluss von Woche 12. Doch das sehe ich tatsächlich inzwischen gar nicht mehr als Problem an. Die Routine ist jetzt nach 7 Wochen auf alle Fälle da, und es ist inzwischen sogar so weit, dass ich mich komisch fühle, wenn ich mal einen Tag keinen Sport mache. Ja, soweit ist es inzwischen schon.

Und danach werde ich das Programm vermutlich einfach von vorne starten, ich bin ja noch bei den einfachen Übungen obwohl jede Woche schon schwierigere Übungen zum Plan hinzugefügt werden. Und ich werde mal wieder zum EMS gehen. Dort ist aktuell für mich das Problem, dass man aufgrund der geforderten Corona-Hygienemaßnahmen nach dem Training nicht duschen und sich nicht umziehen kann. Was daran hygienisch ist verstehe ich nicht. Das heißt aber, die Option das EMS Training vor der Arbeit zu machen, fällt für mich weg. Aber vielleicht wird das ja wieder besser.

Was für mich spannend wird ist die Frage: Was wird, wenn die Zeit des Home Office vorbei ist und ich wieder auf Arbeit gehe? Dann muss ich wieder eine neue tägliche Routine finden. Und vermutlich täglich einfach noch eine Stunde früher aufstehen, damit ich den Sport vor der Arbeit erledigen kann. Aber bis dahin wird wohl noch etwas Zeit vergehen, und damit kann ich jetzt inzwischen gut leben.

Welche Veränderungen gab es für Dich?

Wie erlebst Du die Zeit mit Corona, welche Herausforderungen gab es für Dich? Hast Du ebenso wie ich mit der Umstellung zu kämpfen gehabt, und welche Strategien hast Du für Dich gefunden?

Ich hoffe einfach, dass es allen gut geht und ihr alle irgendwie einen Weg findet, mit der Situation umzugehen. Und dass ihr alle gesund bleibt. Doch mit der ketogenen Ernährung sollte das einfach sein, der beste Schutz für das Immunsystem überhaupt.

Alles Liebe, Karen

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Karen Wiltner
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